Sprachaustauschwochen

Im Wald spielerisch über den Röstigraben hüpfen

Eine Waldprojektwoche, die den Röstigraben überwindet? In der ersten Sprachaustauschwoche der Bildungswerkstatt Bergwald in Enney (FR) fanden die Schülerinnen und Schüler aus Bussigny (VD) und Wädenswil (ZH) kreative Lösungen um sich auf Deutsch, Französisch, Englisch oder dann mit Händen und Füssen zu verständigen. 

«Inzwischen ist es deutlich einfacher, einander zu verstehen.», meinte Donato, Schüler der 9eH aus Bussigny, am vierten Tag des Lagers. «Und, ehrlich gesagt, sie sind cool, ich mag sie ziemlich gern!», sagt er lachend über die Gleichaltrigen aus Wädenswil. Nach anfänglicher Zurückhaltung fand zwischen den Jugendlichen ein reger Austausch statt.

Dabei geholfen hat, nebst der Freizeit am Abend, sicherlich die gemeinsame Arbeit im Wald: Die Jugendlichen arbeiteten während einer Woche im Wald an herausfordernden Arbeitsplätzen. Dort war nebst Teamarbeit auch eine gute Kommunikation gefragt, um einander helfen zu können. Und dabei stellten die Jugendlichen fest, dass das Sprechen in sauberem Hochdeutsch oder gut verständliches Artikulieren auf Französisch selbst in der Muttersprache nicht immer einfach ist.

 

Während der Arbeit im Wald lernten die Jugendlichen einerseits die Waldberufe kennen, aber übten gleichzeitig auch spielerisch die Fremdsprachen. Benjamin Jaggi, Deutschlehrer der Klasse aus Bussigny, ist sehr zufrieden mit der Woche: «Die Jugendlichen hatten im Vorfeld per Briefwechsel bereits Kontakt und konnten diese Brieffreundschaften während der Woche vertiefen. Ein Sprachaustausch konnte definitiv stattfinden!» 

«Die Arbeit in der Natur ist der ideale Rahmen um aufeinander zuzugehen und die Kultur und Sprache der anderen zu verstehen.»

Sylvain Jacot, Gruppenleiter der Bildungswerkstatt in der Sprachaustauschwoche

Obwohl die Jugendlichen planmässig einen Tag weniger im Wald gearbeitet haben, wurden sie dennoch mit allen Arbeiten fertig. «Wenn das Sprechen zu müde macht, erholt man sich halt während dem Arbeiten.», sagt Delphine Conus Bilat augenzwinkernd. Sie ist bei der Bildungswerkstatt verantwortlich für diese besondere Pilot-Projektwoche und koordiniert die Weiterentwicklung dieses Projektes gemeinsam mit den Kantonen Waadt und Zürich. Alle Beteiligten sehen grosses Potential in diesen Wochen. Aktuell werden Finanzierungslösungen gesucht für die bereits mehrere Wochen, welche für nächstes Jahr in Planung sind. 

Entstehung des Projekts

Aufgrund der tollen Erfahrungen aus der Begegnungswoche mit Geflüchteten und Schweizer Jugendlichen hatte die Bildungswerkstatt die Idee, Schüler*innen aus der Deutschschweiz und der Romandie gemeinsam in den Wald zu führen. Parallel dazu initiierte die Bildungsdirektion des Kantons Waadt (DFJC) eine Partnerschaft mit dem Kanton Zürich, um Klassen beider Kantone in Austausch zu bringen. So wurde im Mai 2022 die erste Sprachaustauschwoche im Wald von einem Deutschlehrer aus Bussigny und einer Französischlehrerin aus Wädenswil gemeinsam mit der Bildungswerkstatt organisiert. Derzeit wird die Sprachaustauschwoche von den beteiligten Parteien weiterentwickelt, um 2023 etwa zehn Klassen die Teilnahme zu ermöglichen.