Damit der Wald die vom Menschen gewünschten Funktionen langfristig erfüllen kann, kann man ihn nicht sich selbst überlassen. Im Kanton Basel-Landschaft sprach der Landrat (Legislative) deshalb eine zusätzliche Ausgabenbewilligung für die Waldpflege im Klimawandel. Darin enthalten ist auch ein Bildungsauftrag, um die Bevölkerung zu sensibilisieren.
Eine Zielgruppe, die sich besonders mit den Folgen des Klimawandels auseinandersetzen werden muss, sind die Jugendlichen. So entstand die Idee einer Waldklimawoche: Sekundarschüler*innen tauchen eine Woche lang in Themen rund um den Klimawandel ein und packen gleichzeitig im Wald an. Möglichst nahe von zu Hause und mit Forstbetrieben aus dem Kanton.
Mit der Bildungswerkstatt Bergwald wurde die richtige Partnerin für dieses Projekt gefunden. «Uns ist es wichtig, den Jugendlichen einen positiven und handlungsorientierten Zugang zum Thema mitzugeben. Die motivierten Jugendlichen, die gute Stimmung bei Besuchen und die geleistete Arbeit bestärken uns in unserem Weg. Mich beeindrucken aber auch die Forstbetriebe, die sich mit der heutigen Jugend auseinandersetzen und bereit sind, Mehraufwand für ein solches Projekt zu leisten. Zudem hoffen wir, dass Eltern und Freunde danach einen konstruktiven Einblick ins Thema mitbekommen», resümiert Milena Conzetti, Zuständige für die Waldklimawochen beim Amt.
Mit ihrer Unterstützung wurde auch unser Waldtagebuch um das Kapitel «Klimawandel» ergänzt. Rund 15 Waldklimawochen können in den nächsten drei Jahren durch die finanzielle Unterstützung des Kantons im Kanton durchgeführt werden.
«Die motivierten Jugendlichen, die gute Stimmung bei Besuchen und die geleistete Arbeit bestärken uns in unserem Weg.»
Milena Conzetti, Amt für Wald beider Basel
Zu Besuch in der Waldklimawoche
Es ist früh am Morgen, die wärmenden Strahlen der Sonne fehlen noch. Dick eingepackt stehen die Jugendlichen des Schulhaus Burg aus Liestal nahe beisammen und hören gespannt zu. Kursleiter Jannis Schwärzli erklärt den heutigen Arbeitsplatz: Gemeinsam werden sie auf der markierten Fläche Traubeneichen und Lärchen pflanzen. Warum gerade diese beiden Baumarten? «Die halten den Klimawandel besser aus. Die Hitze, Trockenheit und was sonst noch kommt.», fasst Maria (15) mit eigenen Worten zusammen.
Was sonst noch kommt, eine der grossen Fragen zum Klimawandel. «Ich liebe ja Skifahren, aber ob meine eigenen Kinder irgendwann noch Skifahren können, das bezweifle ich sehr», meint Severin 15. Er ist einer der 17 Jugendlichen, welche diese Woche im Rahmen der Waldklimawoche im Homburgertal BL arbeiten.
Während die drei Jungs Bäume pflanzen, diskutieren sie über ihren ökologischen Fussabdruck. Diesen haben sie im Unterricht ausgerechnet. Berücksichtigt werden Parameter zur Ernährung, zum Reise- und Konsumverhalten, zu Wohnverhältnissen und dem Energiebedarf. Dass er mit seiner Lebensweise 5.5 Erden bräuchte, das habe ihn schon sehr schockiert und nachdenklich gemacht, sagt Ashwin (15). «Ich glaube die Flugreisen, die gehen mächtig in den CO2-Ausstoss.» Aber es sei doch auch nicht normal, dass man für 60 Euro mit Easy Jet von Basel nach London fliegen könne und für ein Zug-Billett von Basel nach Genf mehr bezahle, gibt Jilian (15) zu bedenken.
Und überhaupt, was sei denn ökologischer? Mit dem Schiff? Oder mit dem Zug? Gemeinsam vergleichen sie die Treibstoffe Schweröl und Strom miteinander und sind sich einig, dass der Zug definitiv am ökologischsten ist. «Aber es spielt doch schon auch noch eine grosse Rolle, ob z.B. die Deutsche Bahn mit Strom aus Windrädern fährt oder mit Strom, der aus Kohlekraftwerken stammt.», wirft Severin (15) ein.
Die Themen rund um den Klimawandel sind komplex - und oft auch belastend. Studien zeigen ein düsteres Bild für die Zukunft. Umso wichtiger ist es, ein Verständnis dafür zu entwickeln und zu erleben, dass man Teil einer Veränderung ist und sein kann.
Schulzimmer mit dem Wald verknüpfen
In der Vorbereitung zur Woche hat das Thema Klimawandel im Unterricht eine wichtige Rolle gespielt. «Wir haben die Wetter-Extremereignisse von diesem Jahr besprochen und mit den vergangenen Jahren verglichen.», erzählt Zoe Wüthrich, Klassenlehrerin. «Zusätzlich haben sich die Jugendlichen mit der ethischen Ungerechtigkeit und den geografischen Unterschieden des Klimawandels auseinandergesetzt. Daraus entsteht ein wichtiges Vorwissen, das die Zusammenhänge zum Klimawandel greifbarer macht.»Dieses Vorwissen aus dem Unterricht wird ergänzt durch thematische Inputs von unseren Kurs- und Gruppenleitenden während der Waldklimawoche.
«Ich war beeindruckt, als wir am letzten Tag auf den Arbeitsplatz kamen und jede Schülerin und jeder Schüler selbstständig wusste, was es zu tun gibt. Sie konnten das über die Woche Gelernte direkt umsetzen»
Zoe Wüthrich, Lehrerin der Sekundarschule Liestal, Schulhaus Burg
Besondere Arbeitsplätze
«Bei der Auswahl der Arbeitsplätze ist ein direkter Link zum Klimawandel sehr wichtig. Ein Arbeitsplatz Wegunterhalt oder Brückenbau ist zwar sehr spannend, jedoch ohne enge Verbindung zum Kernthema der Woche.», sagt Kursleiter Jannis Schwärzli. Nebst den Pflanzungen von Jungbäumen fällen die Jugendlichen ausserdem die vom Förster Samuel Bürgin markierten Bäume, um Platz für zukunftsträchtige Arten zu schaffen. An einem dritten Arbeitsplatz wird eine Magerwiese gepflegt, welche einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität beiträgt.
Diese Woche ermöglicht den Jugendlichen, die komplexen Zusammenhänge rund um den Klimawandel besser zu verstehen und ihre Selbstwirksamkeit draussen im Wald zu erleben - direkt vor ihrer Haustüre!