Die jüngeren Generationen in unserer westlichen Welt, die «digital Natives» (digital Geborenen) wachsen von klein auf mit der digitalen Zweitwelt auf und kennen keinen Alltag ohne leuchtende Bildschirme. 99% der 12–19-Jährigen haben ein Smartphone, welches sie mehr oder weniger jeden Tag nutzen – wochentags durchschnittlich 3 Stunden und am Wochenende gar 5 Stunden. (https://zahlen-fakten.suchtschweiz.ch)
Eine Waldprojektwoche ist oftmals auch eine Pause von genau dieser digitalen Welt. Einerseits finden die Wochen oft in Waldgebieten mit schlechtem oder gar keinen Empfang statt. Und anderseits fehlt bei solch anspruchsvoller körperlicher Arbeit schlichtweg auch die Zeit dafür. Ausserdem vereinbaren viele Lehrpersonen mit den Jugendlichen, dass sie ihr Handy während der Waldprojektwoche entweder tagsüber in der Unterkunft oder ganz zu Hause lassen.
Anders als vielleicht erwartet, nehmen die Jugendlichen das mit erstaunlicher Gelassenheit. «Wir dürfen ja auch im Schulalltag das Handy nicht einfach so benutzen», erklärt Leandra. In ihrer Waldprojektwoche in Madrisa erzählt sie, dass sie das Handy tagsüber kaum vermisst. Sie hätte auch gar keine Zeit dazu, meint sie schmunzelnd. «Es ist lustig,» sagt Berat, «eigentlich denke ich kaum an das Handy und vermisse es auch nicht. Aber ich erschrecke mehrmals pro Tag kurz, weil ich meine, es verloren zu haben, da sein vertrautes Gewicht in meiner Hosentasche fehlt. Bis mir wieder einfällt, dass ich es ja gar nicht mithabe.»
«Ich habe das Handy tagsüber kaum vermisst – dazu hätte ich auch gar keine Zeit gehabt.»
Leandra 15, Schülerin der Sekundarschule Nauen-Tann
Anders als vielleicht erwartet, nehmen die Jugendlichen das mit erstaunlicher Gelassenheit. «Wir dürfen ja auch im Schulalltag das Handy nicht einfach so benutzen», erklärt Leandra. In ihrer Waldprojektwoche in Madrisa erzählt sie, dass sie das Handy tagsüber kaum vermisst. Sie hätte auch gar keine Zeit dazu, meint sie schmunzelnd. «Es ist lustig,» sagt Berat, «eigentlich denke ich kaum an das Handy und vermisse es auch nicht. Aber ich erschrecke mehrmals pro Tag kurz, weil ich meine, es verloren zu haben, da sein vertrautes Gewicht in meiner Hosentasche fehlt. Bis mir wieder einfällt, dass ich es ja gar nicht mithabe.»
Die Jugendlichen der Sekundarschule Nauen dürfen in dieser Waldprojektwoche ihr Handy abends zu bestimmten Stunden bei der Lehrperson abholen und nutzen. Viele von ihnen schauen dann alleine oder zusammen Videos. Andere nutzen das Handy vorwiegend für Instagram und Ticktock. Allen ist aber gemein, dass sie das Handy in erster Linie für Nachrichten mit Gleichaltrigen nutzen. «Aber da meine Freundinnen aus der Parallelklasse ja auch in einer Waldprojektwoche sind, verpasse ich gar nicht so viele Nachrichten tagsüber.», sagt Leandra.
«Selbst wenn sie das Handy auf den Arbeitsplatz mitnehmen können, nutzen sie es in der Mittagspause sehr selten. Sie brauchen die Zeit lieber für einen kurzen Mittagsschlaf.»
Jenny, Gruppenleiterin der Bildungswerkstatt
Auch auf dem Schulplatz ist die Handynutzung laut Lisa Häfliger, Klassenlehrerin, gar nicht so problematisch. Als vor ein paar Jahren auf dem Schulareal ein Handyverbot eingeführt wurde, hätten Schülerinnen und Schüler protestiert. Sie hatte sie dann ermutigt, selbst aktiv zu werden und bei der Schulleitung Einsprache einzulegen. Daraus entstand die Lösung der Handy-Bereiche auf dem Pauseplatz - ähnlich wie die Raucherbereiche auf den Bahngleisen.
Auf die Frage hin, ob denn in der Pause alle an ihren Handys in diesen Bereichen stehen, schüttelt Leandra energisch den Kopf. «Nein, ich bin eigentlich fast nie in der Handyzone. Die Pause nutze ich viel lieber, um mich mit meinen Freundinnen zu unterhalten. Das kann ich ja während des Unterrichts schlecht.», sagt sie augenzwinkernd.
Jenny, welche als Gruppenleiterin der BWBW mit den Jugendlichen im Wald arbeitet, stellt fest, dass das Handy im Wald praktisch nie Thema ist. In insgesamt acht Waldprojektwochen hat sie dieses Jahr Klassen begleitet und dabei selten erlebt, dass die Jugendlichen am Arbeitsplatz ihre Handys vermisst haben. «Dazu haben sie meist gar keine Zeit», meint sie lachend. Auch jene, welche ihr Handy mit auf den Arbeitsplatz nehmen konnten, hätten es oft nicht einmal bei der Mittagspause hervorgenommen. «Dort nutzen sie die Zeit lieber für einen erholsamen Mittagsschlaf.»
Erst bei einem Ausflug, bei dem die Jugendlichen immer Zeit für sich hatten, sei das Handy auffällig oft gebraucht worden. «Aber da sind wir Erwachsenen ja kaum anders.» Ja, Gelegenheit macht das Handy zum Zeitdieb.
Auch Vera, Forstwartin und mit 21 Jahren die jüngste Gruppenleiterin der Bildungswerkstatt, teilt diese Erfahrung. «Oft sind wir rein aus Langweile am Handy. Auch für mich sind die Waldprojektwochen eine Art Digital Detox – meine Handyzeit-Statistik sieht während einer Woche im Wald deutlich anders aus.»
Und wenn die Jugendlichen ihre Zeit im Wald, das Fällen ihres Baumes festhalten wollen? «Manchmal mache ich ein Bild von ihnen, dass ich ihnen nachträglich schicke. Meist ermutige ich sie aber, das Bild im Kopf zu machen. Mit all den Geräuschen, Gerüchen und Eindrücken, welche zusätzlich da sind.»
Denn so entstehen tiefe Begegnungen – mit dem Wald, der Natur, miteinander und mit uns selbst. Ganz unabhängig jeglichen Alters scheinen wir reale Begegnungen immer noch mehr zu schätzen als die Zeit im virtuellen Umfeld.
Vielleicht schliessen wir also das Handy für gewisse Zeiten in den Briefkasten, lassen es während Autofahrten im Kofferraum oder gehen auf einen ausgiebigen Spaziergang in den Wald - und widmen uns «echten» Begegnungen ohne Ablenkung.